Eine Reise nach Italien - Oktober 2019

Im Oktober 2019 haben wir die erste "richtige" und große Reise mit unserem Nugget Plus "Ernie" gemacht. Obwohl wir den Neuen schon im Juni 2019 bekommen hatten, konnten wir erst im Herbst die erste große Fahrt machen, da Trixi leider bis September an einem heftigen Fahrradunfall laborierte, der sich seit Januar 2019 hinzog.

 

Stebo hat eine Tante und die lebt in Italien, genauer gesagt in Kalabrien. Da es uns im Sommer dort zu heiß ist dachten wir, dass ein dreiwöchiger Urlaub im Oktober ideal sein würde, um mal wieder ganz nach unten an die Stiefelspitze Italiens zu fahren. Stebo´s Tante Edith wohnt mit ihrer Familie nämlich in der Nähe von Reggio Calabria und das ist wirklich ganz unten. Auf dem Festland Italiens geht es fast nicht mehr weiter südlich.

 

Und so sind wir dann Ende September los und haben mit einem Abstecher nach Neuss zu Stebo´s Mutter und allen Touren insgesamt 5543 Kilometer mehr auf der Uhr von Ernie gehabt, als wir nach drei Wochen wieder zurück in Lüneburg waren.

Es war wirklich eine tolle Zeit und wir haben darüber natürlich Video´s gemacht. Die beiden Video sind auf YouTube zu sehen und wir verlinken Euch diese hier auch nochmals. Es würde uns freuen wenn Ihr Euch die Video anseht und wir hoffen das sie Euch gefallen.

 

Unten könnte Ihr dann unseren Reisebericht lesen mit einigen Einzelheiten zu den Strecken und Orten, die wir auf dem Weg abgefahren sind. Zusätzlich gibt es eine Auswahl der schönsten Bilder, die auf der Reise entstanden sind. Viel Spaß und wir hoffen, Euch ein paar Anregungen für eigene Reisen nach Italien geben zu können.



Von Lüneburg über Neuss bis nach Verona

Die erste Strecke führte uns zunächst nach Neuss. Meine Mutter feierte einen runden Geburtstag und so haben wir mit der gesamten Neusser Familie eine tolle Party gefeiert. Wir konnten uns auf der Fahrt entspannt in Ernie ausruhen, denn unser Sohn Tobi ist die Strecke gefahren und Trixi und ich hatten frei.

 

Sonntags sind wir dann so richtig gen Süden losgefahren und haben die erste Etappe bis nach Nesselwang geplant. Der Stellplatz dort war leider total überfüllt, so musste wir also im Umfeld etwas suchen und sind dann am Grüntensee fündig geworden, nur ein paar Kilometer von Nesselwang entfernt. Der Stellplatz war okay und gegenüber auf der anderen Straßenseite gab es ein ein Kinder-Spielparadies, in dem wir - nein, ich habe dort nicht mitgespielt  - noch ein leckeres Abendessen hatten. Das Wetter war ganz gut, so konnten wir am Abend noch einen kleinen Spaziergang am Seeufer machen und uns auf großen Holzbänken etwas entspannen.

Am nächsten Morgen ging es dann erst einmal in einen Supermarkt, denn meine Tante wollte gerne deutsche Bratwurst haben. In Italien gibt natürlich auch Lidl und Aldi und die haben früher immer Deutsche Bratwurst im Sortiment gehabt, scheinbar wurde die nicht so gut verkauft und wurde deswegen aus dem Sortiment genommen. So haben wir ein paar Pakete Wurst eingepackt und sind dann über Füssen und den Fernpass Richtung Brenner gefahren.

Dank vorher online bezahlter Maut für den Brennerpass und Bip and Go als elektronisches Mautgerät für die Autobahn in Italien sind wir überall problemlos durch die Schranken gekommen. Die Brennerautobahn war auch relativ leer; wir sind bei schönstem Wetter sehr gut durchgekommen und waren am frühen Nachmittag dann in Verona am Stellplatz an der Porta Palio. 

Der Stellplatz liegt sehr zentral, man geht von dort aus ca. 15 bis 20 Minuten zu Fuß in das Zentrum von Verona. Für sehr empfindliche Ohren sollte man Ohrstöpsel bereitlegen, denn Straßenlärm bekommt man hier mitunter zu hören. Auf dem Stellplatz selbst gibt es keine Toiletten oder Duschen. Man hat aber die Möglichkeit in das direkt am Platz grenzende Hostel zum Duschen oder für den Toilettengang zu gehen, das gegen einen kleinen Beitrag. Ich glaube Duschen war 3 EUR, bin mir nicht mehr ganz sicher. Aber alles super modern und sehr sehr sauber.

In Verona haben wir dann innerhalb von zwei Tagen das volle Touristenprogramm durchgezogen. Wir waren auch dieses Mal in vielen Kirchen, die wirklich eine Besichtigung wert sind.


Von Verona nach Lucca in die Toskana

Von Verona aus sind wir nur ein kurzes Stück Autobahn gefahren um dann den großen Teil über Landstraße in Richtung Lucca zu fahren. Das waren über 200 Kilometer über Straßen, die einer hochalpinen Strecke in nichts nachstehen (bis auf über 1300 Meter über dem Meeresspiegel). Wunderbare Serpentinen (ich liebe sowas). Trixi ist die Strecke wirklich hervorragend gefahren. Es ging durch schöne Dörfer und kleine Städte vorbei an tollen Aussichten. Bei unserer Mittagsrast konnten wir sogar frische Feigen direkt von einem Baum pflücken und genießen. Einfach wunderbar.

 

Lucca ist beeindruckend. Umgeben von einer absolut intakten und wehrhaften Mauer fühlt man sich im Inneren der Stadt wie im Mittelalter. Wahnsinn, so gut erhalten und toll restauriert. Hier wird noch richtig gelebt und gewohnt, keine Stadt, die nur für die Touristen mit einheimischen Statisten bestückt wird. Hier tobt das echte italienische Leben. Und wir haben hier die, wahrscheinlich, beste Pizza unserer ganzen Reise gegessen.


Von Lucca nach San Giminiano

Wir bleiben in der Toskana und sehen uns das beschauliche San Giminiano an. Möchte gar nicht wissen was hier im Hochsommer los ist, denn selbst im Oktober werden hier Busweise die Touristen angekarrt. Von den Torres hat man einen tollen Blick über den Ort und die umliegende Landschaft und wenn man etwas außerhalb der Stadtmauer entlang läuft, dann hat man fast seine Ruhe von der ganzen Touristen.

Etwas außerhalb von San Giminiano übernachten wir auf dem Campingplatz "Il Boschetto di Piemma". Hier haben wir uns für zwei Übernachtungen eingemietet und genießen die Ruhe und die laue Spätsommerluft, obwohl es Trixi am Abend schon etwas zu frisch wird. Ich koche hier für uns eine wirklich gute Spaghetti Carbonara und Trixi kontert mit einem echten deutschen Milchreis. Beides super lecker.


Von San Giminiano nach Pitigliano (über Siena)

Weiter geht es durch die Toskana von San Giminiano in Richtung Pitigliano. Wir machen einen Abstecher nach Siena wo wir einen ausgiebigen Rundgang durch die Stadt machen und uns ein leckeres Pranzo (ital. Mittagessen) gönnen. Die ganze Stadt ist geschmückt, denn irgendein Fest ist in Vorbereitung. Ich denke, es hatte was mit den Stadtvereinen zu tun, die auch das große Pferderennen veranstalten. Überall hingen Fahnen und Banner der einzelnen Stadtteile. Voll war es natürlich auch. Den Dom von Siena hätten wir gerne besichtigt, aber die Schlage der Wartenden schlängelte sich einmal um die Kirche herum.

Am Nachmittag sind wir dann weitergefahren. Das Ziel war ein Parkplatz aus Park4Night in Sovana, nur einige Kilometer entfernt von Pitigliano. Auf dem Weg dorthin wandelte sich die Landschaft sehr oft; alles wunderschön. In einem Ort namens Sorano mussten wir nochmal anhalten. Der liegt mitten auf einem Berg aus Tuffstein. Der Ort ist förmlich aus dem Berg herausgewachsen. Winzige kleine Straßen durchziehen den Berg, ähnlich wie in Pitigliano haben hier schon die Etrusker von tausenden von Jahren gesiedelt und Höhlen in den Berg gebaut. Im Laufe der Jahrhunderte wurden dann aus den Höhlen Häuser. Wirklich sehr beeindruckend.

Die Nacht auf dem Parkplatz war ausgesprochen angenehm. Ich bin allerdings häufiger wach geworden, weil scharf geschossen wurde. Das Gebiet ist bekannt für seine Wildschweinprodukte und es waren wohl einige Jäger in der Nacht unterwegs.


Pitigliano und Weiterfahrt in Richtung Neapel

Nach der Nacht auf dem Parkplatz in Sovano sind wir in Richtung Pitigliano aufgebrochen. Zwischendurch haben wir noch Halt gemacht und haben uns einen alten etruskischen Handelsweg angesehen. Die Gegend hier ist ja von Tuffsteinbergen umgeben und die alten Etrusker haben hier ihre Handelsstraßen förmlich in den Berg gehauen. Das ist wirklich imposant wenn man sich vorstellt, welche Mittel und Werkzeuge die Menschen damals benutzt haben.

In Pitigliano haben wir einen umfangreichen Spaziergang durch die kleinen Gassen gemacht. Es ist eine traumhafte Stadt, die Häuser und Gassen sind wunderschön. Er ist verrückt, hier fahren teilweise wirklich Autos durch die Ministraßen, natürlich nur kleine  Ich habe ein Video gemacht von einem Fiat Panda als Polizeiauto. Der musste wirklich sehr langsam um dien Ecken fahren. Wenn da mal ein wirklich Einsatz notwendig ist, dass dauert es sicherlich eine ganze Zeit, bis die Polizei am Einsatzort ist.

Übrigens hatte ich ja die Nacht vorher einige Jäger gehört, die offenbar auf Wildschweinjagd waren. Wir haben uns dann natürlich ein paar Wildschweinwürste in Pitigliano gekauft. Check!

 

Am späten Vormittag haben wir uns dann auf den Weg Richtung Autostrada gemacht. Heute stand eine große Strecke auf dem Plan. Das Ziel war Neapel, bzw. der Stellplatz in einer kleinen Stadt namens Portici, direkt am Fuße des Vesuv.

Die Fahrt war entspannt, Tempo 120 maximal ist mit dem Nugget Plus die ideale Reisegeschwindigkeit. Der adaptive Tempomat macht sich wirklich bezahlt; wir lieben dieses Extra. Nachdem wir die Autobahn verlassen hatten mussten wir durch einige kleine Straßen fahren. Zum Glück ist der Nugget nicht so richtig breit wie ein normales Wohnmobil. Der neue Big Nugget wird mit Außenspiegeln knapp 2,50m breit sein, da hätten wir teilweise schon Probleme bekommen. Was uns sehr negativ aufgefallen ist, ist der ganze Müll, der überall in den Straßen herumliegt. Das ist wirklich schrecklich.

Der Stellplatz, den wir uns im Vorfeld ausgesucht haben, ist ein bewachtes Gelände eines Campinghändlers, auf dem eine Art Winterlager für Wohnmobile beheimatet ist. Im hinteren Bereich gibt es einige Stellplätze und auch Toiletten und Duschen. Nicht besonders schön; es ist alles sehr einfach und auf Sommerurlaub eingerichtet. Duschen bei Regen und Wind geht, allerdings sind die Kabinen unten und oben offen (natürlich mit Dach) aber es zieht ganz schön rein. Alles in allem waren die zwei Nächte okay für 18 EUR je Nacht; immerhin war der Platz komplett eingezäunt und bewacht.


Neapel und Herculaneum

Den Tag in Neapel hatten wir wirklich Pech mit dem Wetter. Es war der einzige Tag des ganzen Urlaubs der größtenteils verregnet war. Bei uns machte sich schlechte Stimmung breit, zumal auch Neapel als solches uns irgendwie nicht so überzeugt hat. Kann natürlich auch mit Wetter zusammengehangen haben. Wir fanden es dreckig, laut, stressig und hektisch und so viele Gebäude sind in einem so erbärmlichen Zustand, dass man fast Angst hat, es bricht gleich alles zusammen. Wegen des Wetters haben wir uns unter die Erde geflüchtet. Sotteranea, ein Teil der unterirdischen Tunnelwege und Katakomben. Wir haben allerdings nur einen anderen Teil davon gesehen, nämlich den einer alten römischen Handelsstraße, die gut 20 Meter unter der heutigen Erdoberfläche liegt aber wirklich gut erhalten ist.

Am Mittag sind wir dann wieder an die Oberfläche gekommen und haben uns erstmal eine leckere Pizza gegönnt. Das Wetter wurde etwas besser und so stieg auch die Stimmung etwas. Wir sind dann mit der Standseilbahn (Funicolare) runter an die Via Toledo gefahren und sind dort auf der tollen Straße flaniert und haben Sfogliatelle gegessen. Das ist eine Gebäckspezialität aus Blätterteig, die es in fast unendlich vielen Variationen gibt. Extrem lecker aber verdammt mächtig; eigentlich ist das eine volle Mahlzeit.

Der nächste Tag war dann ganz im Zeichen von einem historischen Ereignis. Nämlich des Ausbruchs des Vesuv von 79 n. Christus. Wir haben die Ausgrabungsstätte von Herculaneum (Ercolano) besucht. Das ist Gelände ist weniger groß als das des bekannteren Pomeji, allerdings sind hier die Gebäude in relativ gutem Zustand. Man kann in viele Gebäude hineingehen und man findet noch sehr viele Malereien an den Wänden. Es ist schon unglaublich, dass eine solche Stadt fast zweitausend Jahre völlig vergessen wurde und nur per Zufall entdeckt wurde. Die Ausgrabungen sind immer noch im Gange, am Ende des Geländes kann aber nicht weitergegraben werden, da sonst die darüberliegende Bausubstanz im Mitleidenschaft gezogen würde. Ein mulmiges Gefühl begleitet einen die ganze Zeit, denn der Vesuv ist ein schlafendes Monster mit stärker werdender Aktivität und ein neuer Ausbruch nur eine Frage der Zeit. Wenn man dann überlegt wie viele Menschen in der Gegend um Neapel wohnen, möchte man sich gar nicht ausmalen was passiert wenn es denn mal wieder zum Ausbruch kommt.


Von Neapel nach Salerno und ein Ausflug an die Amalfiküste

Von Neapel nach Salerno ist es nur ein Katzensprung. Wir haben hier einen Stellplatz gefunden der verkehrsgünstig an einer Bahnlinie lag (Lautstärke war auszuhalten). Vor hier aus konnte man in 15 Minuten zum Hauptbahnhof fahren und ab dort waren es nur wenige Fussminuten zum Hafen. Wir wollten die Amalfiküste sehen und nach Positano. Der ursprüngliche Idee dort mit dem Nugget hinzufahren haben wir schnell verworfen. Die Küstenstraße ist auch im Herbst für Wohnmobile gesperrt. Kastenwagen fahren hier trotzdem, aber wir hatten keine Lust auf Experimente und Kratzer an unserem schönen neuen Nugget. So sind wir dann vom Hafen von Salerno aus mit dem Boot entlang der Amalfiküste nach Positano gefahren. Das wirklich eine sehr gute Idee. Die Fahrt ist preiswert und man sieht die traumhaft schöne Küste und die Orte vom Wasser aus. Mit dem Bus sind wir dann am Nachmittag von Positano nach Amalfi gefahren. Wir sind definitiv darin bestätigt worden, dass es keine gute Idee gewesen wäre hier mit dem Nugget entlang zu fahren. Die Busfahrt war der absolute Wahnsinn. Die Straße sind so eng und die Kurven so steil und es herrscht so viel Verkehr (selbst im Oktober), da hätten wir Blut und Wasser geschwitzt bei der Fahrt. Wenn man das noch nie gesehen hat oder selbst erlebt hat, was auf diesen Straßen los ist, der wird es nicht glauben. Also war das Schiff die beste Idee an diesem Tag. Die Ortschaften sind traumhaft schön, aber wieder einmal mussten wir uns fragen: Was ist hier im Sommer los? Man kann wahrscheinlich kaum laufen vor Menschen. Von daher war der Oktober für uns der ideale Reisezeitraum.


Von Salerno nach Tropea in Kalabrien

Wieder ein Tag mit einer großen Strecke Autobahn. Allerdings dieses mal ohne Maut, denn ab Salerno ist die A2 kostenlos. Das war auch schon früher so, denn wir sind bereits einige Male diese Autobahn bis nach Süditalien runtergefahren.

Heute war das Ziel der recht bekannte Ort Tropea am tyrrenischen Meer. Ich war dort als Jugendlicher bereits einige Male. 1985 mit meinen Eltern und dann das letzte Mal 2012 mit Trixi und unseren Kindern. Tropea ist ein wirklich traumhaftes Fleckchen Erde. Gebaut auf einem Felsen, die Häuser einfach so in und auf die Felswände gebaut mit einem wahnsinnig tollen Strand und einem Ausblick zum Verlieben. Bei gutem Wetter sieht man ganz weit in der Ferne sogar den Vulkan Stromboli, der zu den Äolischen Inseln gehört. Der Vulkan ist dauerhaft aktiv und wir konnten sogar die Rauchfahne erkennen. Das Wasser war wunderbar warm und so sind wir mitten im Oktober noch im Wasser gewesen. Unser kleiner Campingplatz lag direkt am Strand und es gab auch ein einfaches Restaurant mit einer tollen Pizza und einem großen Salat. Und, sehr witzig, wir haben auf dem Campingplatz sogar ein Ehepaar mit Wohnmobil aus Lüneburg getroffen. Die sind schon Rentner und waren bereits seit einigen Monaten in Italien unterwegs. Sowas könnten wir uns ebenfalls gut vorstellen. Am späteren Abend haben wir uns dann an den Strand gesetzt und den Sonnenuntergang genossen. Danach sind wir dann noch ein wenig durch den schönen Ort geschlendert. An diesem Tag passte einfach alles.


Von Tropea nach Campo Calabro

Es war eine wundervolle Nacht in Tropea. Nur leider sollte es die erste und letzte bleiben, denn wir hatten noch ein kleines Stück Strecke vor uns um letztendlich bei meiner Tante in Campo Calabro anzukommen. Doch der Reihe nach.

Ich war am Morgen dran mit Brot kaufen und so habe ich mich auf den Weg gemacht einen Bäcker zu suchen. Leider bekam man direkt am Campingplatz nichts an Backwaren; ich denke mal das es daran lag, dass ja auch die Herbstferien, die es ja in Italien eigentlich gar nicht gibt, hier zur Nebensaison gehören. Ich musste also einen kleinen Fussmarsch unternehmen. In einem kleinen Lebensmittelladen wurde ich dann fündig.

Nachdem wir dann gemütlich gefrühstückt hatten, sind wir wieder in unseren Nugget gestiegen und haben uns auf den Weg gemacht. Wir wollten möglichst viele der letzten 100 Kilometer bis zu meiner Tante an der Küste entlang fahren, denn der Küstenabschnitt hier unten gehört mit zu den schönsten im italienischen Süden, wenn nicht sogar zu den schönsten ganz Italiens. In vielen Kurven und schmalen Straßen führt der Weg oft weit oben an der Küste entlang und man hat einen Wahnsinnig tollen Ausblick. Glücklicherweise ist in den letzten Jahren hier wirklich mal Geld angekommen um in die Verkehrsinfrastruktur gesteckt zu werden (und nicht in den Taschen der Mafia versickert). So sind hier viele Straßen in absolut bestem Zustand und ließen sich hervorragend fahren. Aus frühreren Jahren kenne ich das noch ganz anders. Auch die Autobahn hier unten im Süden bis nach Reggio Calabria ist in den letzten 15 Jahren komplett neu gebaut worden. Neue Brücken, neue Tunnels, einfach alles. Für die Menschen hier war das eine schwere Zeit, denn es musste oft extreme Umwege in Kauf genommen werden.

Die letzten Kilometer auf der Autobahn waren für mich dann geprägt von Erinnerungen. Die Ortsnamen kannte ich fast alle und in vielen Dörfern bin ich bereits einmal gewesen und habe hier auch schon mal am Strand gelegen. Da meine Tante zwei Neffen hat, die ähnlich meines Alters sind, habe ich damals, in meinen vielen Aufenthalten hier unten, mit Claudio und Umberto einige Touren unternommen und ich habe viel kennengelernt.

Dank der heutigen modernen Technik konnte meine Tante uns die letzten Kilometer über das Smartphone verfolgen und genau sehen wo wir gerade mit unserem Nugget waren. So hat sie dann bereits an der Straße gewartet und konnte uns und unseren Nugget in Empfang nehmen. Die Einfahrt zum Haus war schmal und zum Glück ist der Nugget nicht ganz so groß. Mit einer normalen "Weißwand" hätten wir Probleme bekommen in der schmalen Straße entsprechend auszuholen um durch das Tor fahren zu können. Da hat sich also mal wieder gezeigt, dass der Nugget für eine Tour durch Städte eine ideale Größe hat.

Wir haben meine Tante Edith und auch meinen Onkel Nino zuletzt in 2012 gesehen. Da gab es natürlich extrem viel zu erzählen. Aber zuerst haben wir sehr lecker gespeist, mal wieder ein wunderbares Pranzo, mit Carprese und Tagliatelle al Pomodoro. Einfach aber lecker. Meine Tante und mein Onkel besitzen hier im Ort ein wunderbares Haus mit einem riesigen Garten. Das Haus stammt aus der Zeit nach dem großen Erdbeben von Messina im Jahre 1908 und wurde schon entsprechend sicher gebaut. Als sie das Haus Anfang der 1990er Jahre kauften, war es allerdings in einem schlechten Zustand und der Garten total verwildert. In vielen Jahren harter Arbeit haben sich die Zwei mit Hilfe der restlichen Familie hier ein echtes Paradies geschaffen. Wir durften dann als erste Gäste die neue Außenküche testen, die sich wirklich gut bewährt hat.


Ein paar Tage Urlaub in Kalabrien

Die nächsten 4 Nächte haben wir dann nicht im Nugget geschlafen, sondern im Gästezimmer im Haus meiner Tante. Wir haben sehr viel unternommen, sind jeden Tag bei herrlichem Wetter unterwegs gewesen. Von Badeausflügen ans Meer bei Scilla mit anschließendem frühabendlichem Bummeln durch den wirklich süßen kleinen Ort oder einem Strandbesuch mit vorhergehenden Markteinkauf in Palmi, bis hin zu einer ausgedehnten Wanderung im Asportmonte, dem großen Höhenmassiv im italienischen Süden.

Scilla war 1985 der erste Ort, an dem meine Eltern und ich im Mittelmeer baden waren. Das Dorf hat sich seitdem stark verändert. Der Ort war schon immer ein Anziehungspunkt für Wasserratten, denn der Strand ist wirklich schön, wenn auch ohne Sand, sondern nur mit großen Kiesgestein. Der Ausblick auf der einen Seite rüber nach Sizilien (hier ist beginnt die sogenannte "Straße von Messina") mit dem riesigen ehemaligen Strommast (dem Pilone) und der Blick auf der anderen Seite mit der großen Felsenburg von Scilla ist schon wirklich imposant. Dazu gibt es hier auf des Öfteren schöne Wellen. Der Fischerort ist in den letzten Jahren kräftig renoviert und auch restauriert worden. Die kleinen Gassen direkt am Wasser hinter dem kleinen Hafen sind wirklich sehenswert. Im Hafen kann man auch mal ein Schwertfischfängerboot sehen.

Wir haben jeden Tag frisch gekocht, Pizza gemacht und hatten ein leckeres Picknick in Gambarie im Aspormontegebirge. Meine Tante lebt nun seit fast 40 Jahren in Süditalien und hat die Kultur und die Küche hier inzwischen wirklich verinnerlicht. Was die alles so drauf hat ist schon der Hammer. Und ganz besonders zu schätzen wussten wir die neu erstellte Außenküche im großen Garten. Mein Onkel hat sich dort ausgetobt und eine komplette Küche gebaut, in der man in der warmen Jahreszeit wunderbar kochen, essen und feiern kann. Mein Onkel kann auch wunderbar den Gelatiere spielen; das Eis hier ist wirklich super lecker.

An einem Tag waren wir früh morgens auf dem Markt in Palmi und haben dort super frische kleine Calamari gekauft. Die waren so fein und zart, die sind uns am Abend nach dem Braten in der Pfanne förmlich auf der Zunge zergangen. Der Strand in Palmi ist auch erwähnenswert. Groß, langgezogen, hier mit Sand anstatt Kies und gut ausgebaut. Und unser Glück war, dass der Italiener ansich, im Oktober nicht mehr an den Strand, geschweige denn ins Wasser geht. So war es für uns hier wirklich super, sehr schön leer und ruhig. Und so warm, dass ich mir einen kräftigen Sonnenbrand geholt habe; trotz Sonnencreme.


Die Rückreise - Etappe 1

Nach einigen Tagen, an denen wir neben dem vielen Essen auch noch verdammt viel gelacht hatten, mussten wir uns dann wieder auf den Rückweg machen. Vor uns lagen über 2000 Kilometer Strecke bis nach Lüneburg. Für den ersten Tag der Rückreise hatten wir uns gleich eine ordentliche Strecke vorgenommen. Wir sind von Campo Calabro bis nach Orvieto in Umbrien gefahren. Das waren fast 800 Kilometer, vorbei an Neapel und Rom. In Orvieto haben wir auf einem Stellplatz am Fuße des Berges, auf dem die Stadt gebaut ist, übernachtet. Leider liegt dieser Stellplatz direkt zwischen dem Bahnhof von Orvieto und der Hochgeschwindigkeitsstrecke der italienischen Eisenbahnen. Und es gab keine Lärmschutzwände. Aber mit unseren Ohrstöpseln war das alles kein Problem. Aber immerhin war der Platz gut ausgestattet. Es gab Toilette, Duschen und auch eine Waschmaschine. Außerdem startete direkt am Platz die Standseilbahn (Funicolare), die einen nach oben auf den Berg in die historische Stadt Orvieto bringt. Die Stadt ist wirklich wunderbar. Wir sind hier auf der Fahrt aus der Toskana nach Süden einige Tage vorher schon vorbeigefahren und konnten die Stadt, wie auf einem Thron sitzend, schon von weitem sehen. Der gesamte historische Teil der Stadt ist auf einem riesigen Tuffsteinfelsen erbaut worden. Wenn ihr mal die Gelegenheit habt, dann solltet ihr Euch Orvieto unbedingt mal ansehen. Wir sind hier „nur“ im Abendlicht herumgelaufen, aber gerade das war sehr eindrucksvoll.


Die Rückreise - Etappe 2

Der zweite Etappentag unserer Rückreise führte uns dann schon wieder zurück bis nach Deutschland. Vor Orvieto ging es, wiederum mehr als 700 Kilometer, bis nach Garmisch-Partenkirchen. Wir sind über den Brenner gefahren und leider hatten wir dieses Mal nicht ganz so viel Glück mit dem Verkehr. Es gab einige Male Stau und somit kamen wir erst am frühen Abend in Garmisch auf dem Stellplatz „Wohnmobilhafen Zugspitzblick“ an. Gerade noch rechtzeitig, bevor der Empfang schloss. Somit haben wir noch einen schönen Platz ergattert. Da die Wetteraussichten ganz gut waren, hatten wir hier gleicht zwei Nächte gebucht. In den zwei Tagen haben wir einen schönen Ausflug auf die Alpspitze und an dem Eibsee. Auf dem Berg gab es frühmorgens schon den ersten (leichten) Schnee zu sehen und das war wirklich toll. Denn in welchem Urlaub hat man schon alles, was das Herz begehrt: Sanfte Hügel bei angenehmen Temperaturen in der Toskana, Regenwetter in Neapel und Sommerfeeling mit Strand und Baden im Mittelmeer. Und dazu zum Anschluss die alpine Bergwelt mit dem ersten Schnee des nahenden Winters. Traumhaft.


Die Rückreise - Etappen 3 & 4

Zwei weitere Etappen lagen bis zur Ankunft in Lüneburg noch vor uns. Vom Garmisch ging es noch zu einer weiteren Übernachtung bis nach Weimar. Dort waren wir vorher noch nie. Die Stadt hat uns sehr gut gefallen und wir hatten ein tolles Abendessen im Restaurant „Zum schwarzen Bären“.

Die letzte Etappe nach Lüneburg unterbrachen wir für ein Mittagessen/Kaffeetrinken in Wernigerode. Wir mussten nochmal Tanken und da bot sich uns die Gelegenheit, in das Harzer Baumkuchenhaus einzukehren. Dort waren wir schon einige Male zuvor und wir lieben den Baumkuchen hier. Die Diskussion, ob der Baumkuchen denn nun in Wernigerode oder in Salzwedel oder vielleicht doch ganz woanders erfunden wurde, die sparen wir uns hier jetzt mal. Auf jeden Fall schmeckt der so frisch einfach genial.

Am späten Nachmittag sind wir dann wohlbehalten nach drei Wochen wieder in Lüneburg angekommen. Der Nugget Plus hat sich wunderbar geschlagen. Es hat sich gezeigt, dass dieses Modell wirklich sehr gut zu uns passt und die etwas größere Länge, im Gegensatz zum alten Modell, an allen Ecken zu spüren ist. Auch das Plus an Stauraum war ganz gut, denn wir haben einiges an Lebensmitteln wie Nudeln, verschiedene Mehle und auch Gläser mit Eingelegtem mitgebracht.

 

Insgesamt sind wir in den drei Wochen 5414 Kilometer gefahren. Der Durchschnittsverbrauch des Nuggets lag bei rund 9,0 Liter auf 100 km. Das ist ganz ordentlich, denn es waren ja auch einige „bergige“ Etappen dabei auf unserer Reise. Übrigens haben wir auch unseren AdBlue Tank gut leer gemacht. Vor Abfahrt hatten wir den gefüllt und zum Schluss der Reise haben wir dann nach 5244 Kilometern insgesamt knapp 15 Liter AdBlue nachgefüllt.


Es war ein wundervoller, erster großer Urlaub mit unserem Nugget Ernie. A presto in Italia. Ci vediamo.